Traditionell, aber nicht harmlos. Unlängst habe ich mich vom Landleben meiner Heimat einmal wieder inspirieren lassen: Hochsommer, bei besten Temperaturen, umgeben von Naturwiesen und buschigen Kräutern im Garten, die einfach nur eines wollen nämlich wachsen.
Ohne dabei sentimental werden zu wollen, erinnert man sich doch noch an ganz bestimmte Dinge aus der Kindheit, schemenhaft manchmal und schon fast verschwunden. Wie der Knöterich, den wir früher Zahnbürstenkraut nannten. Oder einfache, einprägsame Kinderlieder oder Reime, ebenfalls kaum mehr präsent. Eines davon war „Petersilie Suppenkraut“ und passt doch perfekt in meinen Kräuter Blog.
Der Text im Original
Petersilie, Suppenkraut wächst in unserem Garten,
Unser Ännchen ist die Braut, soll nicht länger warten.
Roter Wein,
weißer Wein,
morgen soll die Hochzeit sein.
Dabei steht das Mädchen (hier: Ännchen) in der Mitte des Kreises, das die Braut ist. Die anderen Kinder gehen singend dazu im Kreis. Wenn das Lied gesungen ist, dann spricht die Braut „Der Bräutigam soll kommen“. Sie wählt sich einen Partner und tanzt mit ihm im Kreis herum, während die anderen Kinder das Lied von vorne singen und dabei wieder im Kreis herumgehen. Hier übrigens die Melodie von Petersilie Suppenkraut.
Bedeutung des Liedes
Hört man den simplen Vers, könnte man auf eine Phantasie-Komposition für Kinder denken. Naiv und ein wenig romantisch, wo sich doch früher alles ums Heiraten drehte. Weit gefehlt, kann man nur sagen, denn das alte Kinderlied über die Petersilie und das Suppenkraut entblößt die tragische Situation einer schwangeren, unverheirateten Frau. Im Mittelalter wurden die Petersilie und auch andere Suppenkräuter, wie zum Beispiel der Dill, zur Abtreibung benutzt. Und nachdem das Werk getan war, musste alsbald schnell ein Bräutigam für die junge Frau her, damit eine erneute Schwangerschaft sich innerhalb der ehelichen Bindung vollzog.
Quellen:
Alte Kinderspiele von Johanna Woll
http://www.zauber-pflanzen.de/petrosel.htm
Bild: Pixabay, 232697, AllAnd
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