Der Dschungel ist eine Schatzkammer, die bis an den Rand mit neuen, unentdeckten Medikamenten gefüllt ist. Forscher hoffen, dass sich in den Urwäldern der Erde weitere Wirkstoffe finden lassen, die gegen die großen Volkskrankheiten wie Krebs oder Diabetes helfen.
Die Hälfte aller Pflanzen
Sieben Prozent der Erde sind von Urwäldern bedeckt, und dort wächst die Hälfte aller Pflanzen. Inzwischen engagieren sich zahlreiche Pharmakonzerne mit Projekten zur botanischen Erkundung im Dschungel. Umso wichtiger, die Naturvölker und die Ureinwohner an den Erträgen zu beteiligen. Dafür setzt sich die UNO seit dem Weltklimagipfel in Rio ein. So gibt es zahlreiche nationale und internationale Vereinbarungen, um dieses Erbe der Menschheit zu schützen. Von neuen Wirkstoffen und Heilmitteln sollen auch Ureinwohner und die lokale Bevölkerung profitieren; gleichzeitig sollen auch die Urwälder als solche geschützt und der Artenreichtum erhalten werden.
Mit Heilpflanzen gegen Volkskrankheiten
Schon heute enthält jedes vierte Medikament Wirkstoffe, die auf Urwaldpflanzen zurückgehen. Doch erste zwei Prozent der Urwaldpflanzen sind überhaupt beschrieben und erforscht worden. Allein aus diesen Pflanzen wurden 7.000 Arzneimittel entwickelt, wie die Diplombiologin Dr. Andrea Flemmer der Zeitschrift Vital berichtet. Aus den noch unentdeckten Ressourcen, so hoffen Wissenschaftler, könnten womöglich Mittel gegen Krebs, , Demenz, Diabetes, Parkinson, gegen Infektionskrankheiten, neue Viren und multiresistente Keime entwickelt werden. Viele Forscher stützen sich bei der Suche nach Heilpflanzen und Wirkstoffen auf Hinweise von Medizinmännern und -frauen sowie den Heilern der Ureinwohner. Denn ihnen sind die gesundheitsfördernden Eigenschaften vieler Pflanzen schon seit Generationen bekannt.
Die Gesundmacher aus dem Urwald
Aus diesen Pflanzen wurden bereits Medikamente gegen weitverbreitete Krankheiten entwickelt:
- Die peruanische Katzenkralle ist entzündungshemmend und wirkt auf das Immunsystem, wird gegen Arthritis, in der Krebstherapie und bei Immunerkrankungen eingesetzt
- Pilocarpin aus dem Jaborandi-Strauch, auf Madagaskar beheimatet, hilft gegen den Grünen Star
- Paclitaxel aus der Pazifischen Eibe ist für die Brustkrebstherapie zugelassen
Bei diesen Beschwerden helfen Heilmittel, die teilweise schon seit der Antike oder dem Zeitalter der Kolonialisierung auch in Europa bekannt sind:
- Schlaflosigkeit – Öl des Ylang-Ylang-Baums von den Philippinen
- Magenschmerzen – Ingwer aus Südostasien
- Schürfwunden – antiseptisches Drachenblut
- Kopfschmerzen – Passionsblume
- Rückenschmerzen – Manayupa-Blume
Und Botaniker und Pharmazeuten sind optimistisch, dass die Erfolgsgeschichte der Medikamente aus dem Urwald weitergehen wird.
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