Beschwingende Chakra-Klänge, Dämmerlicht, bunte Kissen und ausladende Gewänder, die summend eine qualmende Schale beschwören – meine Vorstellung von Meditation und Räucherritualen ist sehr lebhaft und geizt nicht mit Klischees. Doch bin ich einfach fasziniert von dem Brauch, Kräuter und Harze anzuzünden und ihre wohltuenden Aromen auf den Geist und Körper wirken zu lassen. Mag sein, dass das Räuchern viel mit Einbildung zu tun hat, doch nicht umsonst haben sämtliche Hochkulturen um duftende Feuerstellen getanzt. Warum also nicht das Wohnzimmer mit schwelenden Kräutern in eine Oase der Entspannung verwandeln?
Eine lange Tradition
Schon seit vielen Jahrtausenden verlassen sich Menschen auf ihren Geruchssinn. Düfte werden über das Lymbische System im Gehirn verarbeitet – jenes Areal, das unsere Instinkte beeinflusst und Impulse auslöst, die vom Verstand unabhängig sind. Dies ist die klassische Prozedur im Kopf, wenn wir Alternativ-Medizin verwenden oder meditieren. In dieser Weise reagieren Körper und Geist auch auf das Räuchern mit Kräutern, das vermutlich seinen Anfang nahm, als der Stümper in der Steinzeitrunde zufällig Spitzwegerich in das Feuer warf und sich wunderte, dass es plötzlich nach Banane roch. So kam es, dass das Räuchern von Kräutern sowohl bei den Kelten und Römern als auch in Ägypten und Amerika zu Heilzwecken, als Lufterfrischer in Behausungen und bei Opfer- und Gebetszeremonien durchgeführt wurde. Heute wird vor allem in China, Tibet, Japan oder Indien in täglichen Ritualen noch gern gezündelt.
Kräuter als wohltuendes Räuchergut
Doch auch in unseren Breiten wird das Räuchern immer beliebter. Seid ihr Liebhaber alternativer Heilmethoden und verzichtet gern auf medikamentöse Chemiebomben, sind schwelende Kräuter für euch ideal – denn so bringt ihr frischen Wind nicht nur in euer Gemüt, auch der Alltag wird ein wenig spiritueller und unkonventioneller. Die Methode an sich ist einfach: Ihr gebt eine Kohletablette und etwas Sand in eine feuerfeste Schale und zündet das Material an, bis die Kohle – ähnlich wie auf dem Grill – etwas weiß wird. Das Wunschkraut obendrauf und fertig ist die Räucherstätte! Welches ihr wählt, bleibt euch überlassen, am besten ihr erkundigt euch im Internet oder Kräuterlexikon über die Wirkung der einzelnen Kräuter. Ich verwende gern Pfefferminze oder Ringelblume als Duftstoffe, aber auch Johanniskraut und Alantwurzel, die gegen Müdigkeit, Stress und Anspannung helfen sollen. Also ran ans Zündelwerk!
Foto: RENE OERTE-FOTOZON.DE