Wunderhübsche Dekoration und mystischer Brauch: Ich weiß nicht, ob Sie mir Gleiches bestätigen werden, aber die Pflege und die Anwendung gerade von Heilpflanzen sind nicht nur eine sinnliche Erfahrung, sondern gehen auch einher mit Mystik, Brauchtum und Glauben.
Viele der bei uns noch bekannten Heilpflanzen waren schon unseren keltischen und germanischen Vorfahren, also in der vorchristlichen Zeit, bekannt. Auch sie lebten mit Floras Reichtum und Rhythmus im Einklang und waren sich ihrer Bedeutung bewusst. Ein rituelles Zeugnis aus Achtung und Respekt vor der Schöpfung abzulegen ist daher wahrscheinlich ein konfessionsloses Ur-Bedürfnis der Menschen.
Ein, wie ich finde, wirklich ansprechendes christliches Ritual (genauer gesagt katholisches Ritual) ist die sogenannte Kräuterweihe beziehungsweise das Binden von Kräuterbuschen.
Geschichte und Brauchtum zur Kräuterweihe
An Maria Himmelfahrt, dem 15. August, werden verschiedene Kräuter gesammelt und zusammengebunden, sie im Gottesdienst segnen zu lassen. Die gesegneten Kräuter sollen als Tee eine besondere Heilwirkung haben. Mischt man sie dem Viehfutter unter, sollen sie es gesund und kräftig halten. Unter das Kopfkissen gelegt, sollen sie das Eheglück erhalten. Warf man sie ins Feuer, sollte laut Volksglauben Blitz und Donnerwetter vom Haus ferngehalten werden.
Einleitung der Kräuter Ernte, des „Frauendreißiger“
Nach Maria Himmelfahrt sollten die Kräuter für 30 Tage lang ganz besonders wirksam sein, so dass in dieser Zeit die Haupt Erntezeit lag und in den ländlichen Gebieten, in Denen man diesen Brauch noch pflegt, auch noch liegt.
Anzahl der Kräuter im Kräuterbuschen
Hier lässt sich feststellen, dass es sich bei der möglichen Anzahl der unterschiedlichen Kräuter, samt und sonders um mystischen Zahlen in der Zahlensymbolik handelt. Bestimmten Zahlen werden in sämtlichen Kulturen und Konfessionen der Welt eine besondere mystische Bedeutung zugemessen. Die Numerologie wird von der Natur- und Geisteswissenschaft jedoch nicht akzeptiert. Bleiben wir bei der römisch-katholischen Tradition, so kann es folgende Anzahl von Kräutern im Kräuterbuschen geben:
- sieben (Zahl der Wochen- bzw. Schöpfungstage)
- neun (dreimal drei für die hl. Dreifaltigkeit)
- Zwölf (Zahl der Apostel, Stämme Israels)
- 14 (Zahl der Nothelfer)
- 24 (zweimal zwölf: zwölf Stämme Israels aus dem alten, zwölf Apostel Christi aus dem neuen Testament)
- 72 (sechsmal zwölf, Zahl der Jünger Jesu)
- 99 (dreiunddreißig-mal drei, drei als Symbol für die heilige Dreifaltigkeit)
Kräutersorten im Kräuterbuschen
Natürlich abhängig von der jeweiligen Anzahl. Als gemeinsame Schnittmenge all Derer habe ich recherchiert, dass sich typischerweise folgende Heilpflanzen im Buschen finden:
- Königskerze (Bei allen Buschen immer in der Mitte)
- Alant
- Echtes Johanniskraut
- Wermut
- Beifuß
- Rainfarn (Vorsicht:giftig)
- Schafgarbe
- Kamille
- Thymian
- Baldrian
- Eisenkraut
Seltene und uralte Heilpflanzen
Über Viele der Kräuter habe ich hier schon geschrieben. Bei der Recherche über die Kräuterweihe sind mir jedoch Kräuter begegnet, die selten geworden oder in Vergessenheit geraten sind, wie zum Beispiel Wiesenknopf, Odermenning, Blutweiderich oder gar Osterluzei.
Bedeutung der Kräuter an Maria Himmelfahrt
Im christlich-katholischen Glauben fanden sich am leeren Grab von Maria, der einzig reinen Frau, die Gott empfangen hat, Kräuter. Gott hat Maria an ihrem Lebensende bei sich aufgenommen und aus diesem Grund wird die Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt abgehalten. Als Glaubensbeweis des Menschen für die Einheit mit Gott gleichermaßen.
Quelle:
http://www.feiertagsseiten.de/gedenktage/maria-himmelfahrt/kraeuterbuschn/home.html
Bild: pixelio.de, 426674, sigrid rossmann