Die Mistel ernährt sich von Bäumen und ist kein „Kraut“ im eigentlichen Sinne. Dennoch ist der Halbschmarotzer eine wertvolle Heilpflanze.
Die Pflanze erkennt man erst jetzt im Winter, wo das Blattwerk nicht die Sicht auf die „Mistelnester“ verhindert. Ich nenne sie Nester, weil sie mich aus der Ferne immer an Vogelnester erinnern. Der volkstümliche Aberglauben kennt die Mistel (Viscum) schon seit Jahrhunderten. In Deutschland heimisch ist die Sorte Viscum album, die Weißbeerige Mistel. Sie gehört zur Familie der Sandelholzgewächse und kann kugelige Büsche mit einem Durchmesser von einem Meter zustandebringen, was wirklich erstaunlich ist. Die Weiße Mistel blüht im Sommer, von Juni bis September. Danach entwickeln sich weiße Scheinbeeren, die von Vögeln gefressen werden. Die Römer stellten aus den Beeren einen klebrigen Saft her, den Vogelleim. Diesen strichen sie auf lange Stäbe, um damit Vögel zu fangen. Ein schrecklicher Gedanke, aber den Vorfahren vielleicht noch zu verzeihen. Was unverzeihbar ist: Noch heute wird dieser verbotene Vogelfang laut Wiki in Norditalien, auf Zypern und in Katalonien als Hobby durchgeführt. Eine perverse Freizeitbeschäftigung!
Zurück zur Mistel, mit der man andere Dinge anstellen kann, als hilflosen Piepmätzen nachzustellen. Die Druiden im Altertum glaubten an die magischen Kräfte der Mistel und im Laufe der Geschichte wurde die Pflanze zum Objekt unterschiedlicher Kulte und Aberglauben. So soll ein Kuss unter einem, über der Tür angebrachtem, Mistelzweig zwei Menschen zum Liebespaar machen. Der Brauch der Mistel über der Tür diente auch zum Abwehren böser Geister. Darüber hinaus ist sie auch als Pflanze des ewigen Lebens, sowie als Allheilmittel bekannt. Besonders selten und darum in entsprechender Weise verehrt wurden und werden Misteln in Eichenbäumen. Sie sollen auch eine besonders hohe Heilkraft haben. Mehr zur Mistel als Heilpflanze wird in einem späteren Beitrag zu lesen sein.
Die Mistel steht übrigens in einigen Bundesländern unter Naturschutz und darf nicht gesammelt werden. Der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) weist darauf hin, nach Möglichkeit auf den Brauch, einen Zweig der Mistel über die Tür zu hängen, zu verzichten. Die Mistel wird nicht kommerziell angebaut, da sie zumeist nur in der Zeit um Weihnachten gefragt ist. Dann ist die Nachfrage jedoch so erheblich, dass es zu einer Ausrottung der Pflanze durch unkontrollierbares Sammeln kommen könnte, denn die Pflanze wächst nur langsam. Im Handel erhältliche Mistelzweige kommen nach Auskunft des Botanischen Gartens der Uni Erlangen oft aus Billiglohnländern und führen somit zu einem europaweiten Artensterben. Mehr Infos dazu gibt es auf der Homepage der Einrichtung.
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