Anspruchsvoll, aber nicht kapriziös
Waldmeister. Allein der Name beflügelt die Phantasie und das Vorstellungsvermögen. Der Meister des Waldes. Und schon fühlt man sich in ein geradezu märchenhaftes, tannengrünes Ambiente versetzt. Der Waldmeister und die Waldgeister 🙂
Der Waldmeister findet in der liquiden Küche vor allem Anwendung in zwei allseits bekannten Getränken: Berliner Weiße und der Maibowle. Das Rezept für letzteres habe ich unlängst vorgestellt, in den Varianten klassisch, über antialkoholisch und exklusiv. Wie verhält sich der Meister des Tannengrüns aber in Garten und Heilkunde?
Gallium odoratum im Garten
So, wie man die meisten Mediterranen als asketische Sonnenanbeter zu charakterisieren pflegt, so kann man den Waldmeister, oder auch Gallium odoratum als Luxusliebhaber bezeichnen. Wobei dies nicht bedeuten soll, dass es sich dabei um eine Pflanzendiva handelt.
Sind die Ansprüche des Waldmeisters an Boden und Feuchtigkeit sicher gestellt, gedeiht er prächtig und völlig problemlos. Der Boden sollte tiefgründig und humos sein und reichlich Feuchtigkeit bieten. Er kommt auch im Halbschatten zurecht und ist unserem gemäßigten, niederschlagsfreien Klima sehr gut angepasst. Mit Frösten kommt er prima klar. Unter Bäumen fühlt er sich besonders wohl.
Der Waldmeister in Küche und Pflanzenheilkunde
Gallium odoratum, ich habe im Rezept für die Maibowle schon darüber berichtet, enthält den Wirkstoff Cumarin. Der kann, bei übermäßigem Genuss, zu Kopfschmerzen führen. Als Folge des Maibowle- Genusses möchte man von den köstlichsten Kopfschmerzen der Welt sprechen 🙂
Er blüht ab Mitte April bis Anfang Mai mit zarten kleinen weißen Blüten. Dann ist die Zeit ihn zu ernten und ihn entweder für Tees zu trocknen oder zu einer Waldmeisterbowle zum Maifest zu verarbeiten. Er ist auch einfach nur reizend anzuschauen, vielleicht in einem Kräuterstrauß zu Tisch?
Kurioserweise wurde Waldmeister (denn er gehört nicht mehr zur Standardbesetzung der modernen Phytotherapie) wurde der Waldmeister hauptsächlich gegen Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt. Denkt an die Homöopathie, in der auch Gleiches mit Gleichem vergolten wird, ok…
Weitere Anwendung fand der Waldmeister bei Unruhe, Angstzuständen, Schlaflosigkeit oder Menstruationsbeschwerden. Wöchnerinnen und ihrem Baby wurde früher aus Waldmeister, Salbei und Lavendel eine Bettunterlage bereitet. Mariae Bettstroh nannte man dies. Heute gibt man ihn als beruhigende Ingredienz gern ins Kräuterkissen.
Ich habe mich dazu entschlossen, den Meister des Waldes als rein geschmackliches Highlight in einem frühlingshaften Getränk zu genießen 🙂
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