Die Geschichte der Kräuter und Gewürze reicht fast in die Anfänge der Menschheit zurück. Schon im Neolithikum muss Kümmel zum Kochen verwendet worden sein. Das zeigen Überreste, die in Pfahlbauten dieser Zeit gefunden wurden.
Aus der Epoche der Sumerer fand man Schriften, die 5000 vor Christus entstanden sind und im alten Ägypten wurden Tote mittels Kräutermischungen balsamiert. Die Traditionelle Chinesische Medizin brachte schon früh Anwendungshinweise und Kräuteralmanache hervor und auch der Arzt Hippokrates verwendete Heilpflanzen. Darüber hinaus widmeten die Griechen bestimmte Kräuter sogar ihren Göttern: Aphrodite verband man zum Beispiel mit Thymian, Majoran und Rosmarin. Außerdem entstanden schon im ersten Jahrhundert nach Christus Almanache, die sich nicht nur mit der Wirkung der Kräuter, sondern auch mit deren Anbau und Ernte beschäftigten.
Während Heil- und Küchenkräuterwissen über die mittelalterlichen Klostergärten verbreitet und gepflegt wurde, entbrannten um die Gewürze spektakuläre Machtkämpfe. Nachdem über dem Landweg schon recht früh Pfeffer, Kardamom und Ingwer nach Griechenland und Rom gekommen waren, erkannte man später das finanzielle Potential dieser Waren. Gewürze wurden zu Zahlungsmitteln, entfachten den Drang nach Entdeckungsreisen und verhalfen, nachdem Vasco da Gama den Seeweg nach Indien gefunden hatte, ganzen Städten (zum Beispiel Pisa, Venedig) zu unfassbarem Reichtum.
Die Kolonialmächte rangen um die begehrten Regionen im Osten. Wer den Gewürzhandel steuerte, war Weltmacht. Dieser Faktor sollte erst sehr viel später an Wert verlieren. England, dass auch in der Geschichte der Goldmelisse eine Rolle spielt, gründete im Jahre 1600 die „East-India-Company“ und avancierte zum größten Importeur der exotischen Kräuter und Gewürze für die reiche Oberschicht Europas. Dieser Stellenwert wurde jedoch durch immer neue, erfolgreiche Schmuggel- und Anbauversuche der Franzosen unterwandert. Schließlich wurde dann der Landweg, die „Gewürzstraße“, entdeckt. Die gängige Praxis, Gewürzengpässe durch Zerstörung der Ernten künstlich herbeizuführen, um Gewinnspannen von bis zu 400 % zu erreichen, lohnte nicht länger. Gewürze wurden in der Folge zur Massenware.
Das Kräuterwissen entwickelte sich während dessen recht friedlich in Richtung der Apotheken, die im Spätmittelalter eigene Kräutergärten unterhielten und auch Wildkräuter und Mitbringsel aus dem östlichen Raum in die Herstellung ihrer Arzneien einbezogen. Nachdem im 15. Jahrhundert der Buchdruck erfunden wurde, konnten Werke über die heilenden Pflanzen gedruckt und mit sinkender Analphabetisierung einer breiten Masse zugänglich gemacht werden. Mit der Popularität wuchsen auch die Anbaudimensionen, die noch ausschließlich den kräuterkundigen Apothekern zugute kamen. Für die Küche hatte jeder Haushalt einen kleinen Garten, aus dem nach und nach die, im Aroma sehr kräftigen Kräuter, verschwanden. Die Standardgewürze Dill, Schnittlauch und Petersilie setzten sich als verbreitetste Kräuter zum Kochen durch. Erst ab dem 20. und 21. Jahrhundert wurden auch Estragon, Rauke, Ysop, Oregano, Lavendel und Wildkräuter wie Schafgarbe, Bärlauch und Taubnessel von der breiten Masse wiederentdeckt.
Werbung