Die Lebensmittelbestrahlung ist immer wieder ein Thema, dass innerhalb der Europäischen Union zu heftigen Kontroversen führt. Grund genug, einmal die deutsche Situation zu betrachten.
In Deutschland ist die radioaktive Bestrahlung zur Verlängerung der Haltbarkeit „nur“ für getrocknete Kräuter und Gewürze erlaubt. Das ist wenig, wenn man sich die Regelungen in anderen europäischen Staaten ansieht, die auf den Internet-Seiten der EU nachzulesen sind. Dennoch sind unzählige Produkte auf dem Markt, die in die Kategorie „Kräuter und Gewürze“ fallen und sich großer Beliebtheit erfreuen. Wenn ich einen Blick in mein Gewürzregal werfe, kommen arge Bedenken auf. Da steht getrockneter Rosmarin, neben Thymian und Estragon und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch getrockneter Dill ein Dasein in der hintersten Ecke fristet. Ganz zu schweigen von den anderen Gewürzen und Gewürzmischungen. Nun sollen alle diese Küchenhelfer bestrahlt sein? Jein! Es existiert in Deutschland eine Deklarationspflicht für bestrahlte Lebensmittel, Stichproben zeigten aber auch immer wieder Fälle, in denen die Bestrahlung nicht angegeben wurde. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stellte zum Beispiel 2005 fest, das insbesondere asiatische Produkte mit Strahlen behandelt und importiert wurden.
Im Bericht heißt es:
„Einzelne Lebensmittel aus Asien sind unzulässig bestrahlt
BVL stellt Daten zu bestrahlten Lebensmitteln für das Jahr 2005 vor
Rund vier Prozent der in Deutschland im Jahr 2005 auf Bestrahlung untersuchten Lebensmittel sind zu beanstanden.“
Auch andere Produkte werden beanstandet:
„Rund 2,4 Prozent der auf Bestrahlung untersuchten Lebensmittel waren zwar in Deutschland für eine Behandlung mit energiereicher Strahlung zugelassen, die Ware war jedoch nicht ordnungsgemäß gekennzeichnet. 1,1 Prozent waren bestrahlt, obwohl eine solche Behandlung für die betroffenen Lebensmittel in Deutschland nicht zugelassen ist. Zudem wurde bei diesen Waren auf dem Etikett nicht auf die Bestrahlung hingewiesen. 0,1 Prozent der Proben waren zwar als bestrahlt gekennzeichnet, ein Verkauf dieser bestrahlten Lebensmittel in Deutschland war jedoch nicht zulässig. Insgesamt wurden 3.945 Proben untersucht. Unzulässig bestrahlt waren vor allem asiatische Nudelsuppe, getrockneter und gesalzener Fisch, Krustentiere und Froschschenkel aus dem ostasiatischen Raum sowie Nahrungsergänzungsmittel aus Deutschland und der Schweiz. Diese Lebensmittel dürfen in Deutschland nicht in den Verkehr gebracht werden, wenn sie mit Strahlung haltbar gemacht wurden. Zudem waren die Lebensmittel nicht als bestrahlt gekennzeichnet.“
Hinzu kommen Mängel bei getrockneten Kräutern in Fertigprodukten:
„Rund die Hälfte der Beanstandungen wegen Kennzeichnungsmängeln entfiel auf bestrahlte Kräuter und Gewürze in Suppen und Saucen, die zumeist aus dem ostasiatischen Raum stammten. Bestrahlte Kräuter und Gewürze dürfen in Deutschland zwar in Verkehr gebracht werden, die beanstandeten Lebensmittel waren jedoch nicht ordnungsgemäß gekennzeichnet. Rund 32 Prozent der Beanstandungen betrafen asiatische Nudel- und Party-Snacks sowie Pizza, die mit bestrahlten Gewürzen und Kräutern hergestellt und nicht oder mangelhaft gekennzeichnet wurden. Darüber hinaus wurde die mangelhafte oder fehlende Kennzeichnung bei Gewürzen, tischfertigen Gerichten, Trockenmahlzeiten und Tee beanstandet.“
Die Gefahr, die durch die Bestrahlung entsteht, ist noch nicht für den Menschen nachgewiesen. Jedoch zeigen Tierversuche mit Ratten, dass sich bei den Tieren eine Erbgutschädigung und ein erhöhtes Krebsrisiko zeigt. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf Tiefkühlkräuter oder frische Pflanzen umsteigen. Ich persönlich werde demnächst einen ganz genauen Blick auf die Packungsangaben werfen, auch wenn Kräuter deutscher Hersteller nicht explizit angegeben wurden. Nach unzähligen Verbraucherskandalen ist mein Vertrauen erschöpft. Nicht nur in die Industrie, sondern auch die Kontrollbehörden. Ein Lichtblick bleibt mir: bald wird es wieder etwas wärmer, mein Küchengarten auf dem Balkon wird mich dann wieder mit frischen Kräutern versorgen.
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